Piëch-Kritik an Winterkorn: Porsche-Familie geht auf Distanz

April 13, 2015 5:00 pm

Am vergangenen Freitag sorgte Ferdinand Piëch mit seinen Aussagen zu Martin Winterkorn, dem Vorstandsvorsitzenden der VW-AG, für Wirbel. Er sagte im einem Interview mit dem „Spiegel“, dass er auf Distanz zu Winterkorn sei. Bislang galt Winterkorn als ein enger Vertrauter von Ferdinand Piëch. Winterkorn, der seit 2007 an der Spitze von VW steht, galt bislang als Nachfolger von Piëch als Aufsichtsratschef.
Die Aussagen von Piëch kommen nun allerdings einer Demontage Winterkorns gleich. Zudem sagte Piëch, dass es sein Bestreben sei, dass an die Spitze des Aufsichtsrats und des Vorstands die richtigen Personen kommen. Die Kandidaten dafür seien im Unternehmen.

Keine Unterstützung für Piëch

Porsche-Familie distanziert sich zu Piëch

Porsche-Familie distanziert sich zu Piëch , Quelle:www.pixabay.com

Allerdings steht Piëch mit seinen Aussagen alleine dar. Am Wochenende ging auch die Familie Porsche auf Distanz zu seinen Aussagen. Auch die niedersächsische Landesregierung, die als Großaktionär bei VW vertreten ist, erklärte, dass sie die Meinung von Piëch nicht unterstützt. Piëch zettelte damit einen Machtkampf an, in dem er mit seiner Meinung wohl alleine steht.
So drücke der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies, der für das Land Niedersachsen im VW-Aufsichtsrat sitzt, seinen Unmut darüber aus, dass der über die Bewertung Winterkorns aus den Medien erfahren habe. Zudem warnte er davor, den erfolgreichen Autobauer durch derartige öffentliche Aussagen in Schwierigkeiten zu bringen. Auch der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil ging auf Distanz zu Piëch.
Darüber hinaus stärkte der Betriebsratschef bei VW Bernd Osterloh, ebenfalls Aufsichtsratsmitglied, Martin Winterkorn den Rücken. An der Haltung des Betriebsrats habe sich nichts geändert. Für ihn sei Winterkorn der erfolgreichste Automobilmanager. Wolfgang Porsche, der für die Familie Porsche im VW-Aufsichtsrat sitzt und als Sprecher für die Familie Porsche fungiert, bezeichnete die Aussagen Piëchs als „Privatmeinung“, die inhaltlich und sachlich nicht mit der Familie abgestimmt sei.
Volkswagen gehört mehrheitlich den Familien Piëch und Porsche. Im 20-köpfigen Aufsichtsrat verfügen sie allerdings über keine eigene Mehrheit, sondern benötigen die Unterstützung von Großaktionären wie dem Land Niedersachsen. Auch die Arbeitnehmerseite hat 10 Stimmen im Gremium. Wolfgang Porsche und Ferdinand Piëch sind die Enkel des Porsche-Gründers Ferdinand Porsche und damit Cousins. Wolfgang Porsche ist zudem Aufsichtsratschef der Porsche Holding SE, die 51 Prozent an VW hält, und gilt als zentrale Person der Familie Porsche. Sein Bruder Ferdinand Oliver Porsche sitzt ebenfalls im VW-Aufsichtsrat
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Erdbeben bei Volkswagen

Die Aussagen von Ferdinand Piëch sorgten bei VW in den vergangenen Tagen für große Aufregung. In Wolfsburg wurde gar von „Katastrophe“ gesprochen. In der Vergangenheit bemühte man sich bei wichtigen Aussagen und Vorstößen immer im Vorfeld um Bündnispartner, um nicht isoliert eine Meinung zu vertreten.
Schon am 4. Mai steht die nächste, nun mit Spannung erwartete, Aufsichtsratssitzung bei VW an. Für den Folgetag ist die VW-Hauptversammlung in Hannover geplant. Dort stehen Winterkorn und Piëch in der Regel gemeinsam auf der Bühne. Zuvor soll es allerdings Gespräche zwischen Piëch und Winterkorn geben, um die Wogen zu glätten. Schon in den nächsten Tagen wird man sich zusammensetzen. Auch die Familien Piëch und Porsche werden sich treffen. Betriebsratschef Osterloh rief die Konfliktparteien ebenfalls zu Gesprächen und der Beilegung des Führungsstreits auf.
Martin Winterkorn gibt sich im Übrigen kämpferisch und will sich nicht vom Hof jagen lassen. Für eine Absetzung Winterkorns werden im Aufsichtsrat 11 von 20 Stimmen benötigt. Das diese Zahl erreicht wird, scheint nach den Unterstützungsbekundungen von allen Seiten derzeit unwahrscheinlich. Doch ist derzeit unklar, wie es für ihn und den Automobilkonzern weitergehen wird. Bei VW droht nun ein offener Machtkampf.

Strategische Probleme als Ursache?

Das Zerwürfnis zwischen Piëch und Winterkorn wird auch auf die strategischen Probleme zurückgeführt, die seit einigen Jahren bei VW existieren. Trotz aller Erfolge liegen die Gewinne der Kernmarke des VW-PKWs hinter der Konkurrenz. Seit vergangenen Sommer gibt es daher einen milliardenschweren Sparplan. In den USA fehlen außerdem passende Modell. Daher verliert das Unternehmen in den USA zunehmend Marktanteile.
Außerdem kündigte VW bereits vor Jahren ein Budget-Car an, mit dem man in Schwellenländern auf den Markt kommen wollte. Dieses gibt es jedoch bislang noch nicht. VW hat damit einige strategische Ungereimtheiten, die bislang aber noch von davon verdeckt, dass Absatz, Umsatz und Gewinn auf Rekordkurs sind. Zudem hat man in den letzten Jahren den großen Rivalen General Motors überholt und wird nur noch vom Weltmarktführer Toyota getoppt.
Zudem stehen personelle Veränderungen an. Winterkorn gibt im Juli sein Amt als VW-Markenchef auf. Sein Nachfolger wir der ehemalige Entwicklungsvorstand bei BMW, Herbert Diess. Bislang galt es als beschlossen, dass Winterkorn 2016 Aufsichtsratschef des Konzerns wird. Der aktuelle Vertrag von Piëch läuft zu diesem Zeitpunkt aus. Bislang ging man davon aus, dass der 77-jährige seinen Vertrag nicht verlängern wird.