Volumen-Analyse Charttechnik – Das Volumen beschreibt die zukünftigen Kurse!

September 12, 2016 11:37 pm

[marker color=“#34aa6f“] Das Volumen beschreibt die zukünftigen Kurse [/marker]

Wenn Sie innerhalb kürzester Zeit einen Kurs-Chart analysieren möchten, dann sollten Sie sich besonders auf den Trend und den aktuellen Kursschwung konzentrieren. Mit den beiden Kriterien decken Sie schon mal 50% der Analysearbeit ab. Sobald Sie noch tiefer in die Materie einsteigen möchten, dann empfehle ich Ihnen, sich mit der Volumen-Analyse zu beschäftigen. Es ist ein Teilgebiet der Technischen Analyse. Mit Hilfe des Volumens können Sie die starken Kursbewegungen von den schwachen unterscheiden.
Es gilt immer die Grundregel:
Der Preis kann nicht weit laufen, ohne dass das Volumen die Richtung bestätigt.
Für jede saubere Chartanalyse wird ein Mindestmaß an Handelsvolumen benötigt. Gute Beispiele ergeben sich über die japanische Candlestick-Technik. Die einfache Formation eines Hammers gilt in einer Abwärtsbewegung als ein potenzielles Umkehrsignal. Aber die Bedeutung eines Hammers mit hohem Volumen steigert die Wirkung des Candlestick-Musters erheblich. Betrachten Sie Candlestick-Formationen also nicht isoliert, sondern immer unter dem Einfluss des Volumens. Alle Candlestick-Formationen unter schwachem Volumen neigen zur Zufälligkeit.

So sieht ein gesunder Trend aus

Ein gesunder bullisher Trend zeigt besondere Merkmale. Er hat ein ansteigendes Volumen, kombiniert mit ansteigenden Kursen. Dazwischen gibt es Rücksetzer, die mit vermindertem Volumen einhergehen. Das ist der Rhythmus des gesunden Trends. Die Aussage gilt auch für bearishe Märkte, mit dem Unterschied, dass dann die Abwärtsbewegung das erhöhte Volumen führt.
Plötzliche Volumenspitzen deuten auf eine hohe emotionale Beteiligung der Marktteilnehmer hin. Deshalb tragen Volumenspitzen stets die Chance einer Marktumkehr in sich. Ein müder Preisfortschritt ohne Volumen weist auf einen Interessemangel hin. In den Situationen entstehen oft unvorhersehbare Kursbewegungen.
 

Grundregeln für die Volumen-Kurs-Prognose

  1. Steigendes Volumen unter einen ansteigenden Preis mit zwischenzeitlichen Rücksetzern ist bullish.
    Meistens haben Rücksetzer ein vermindertes Volumen. So ergibt sich ein beständiger Aufwärtstrend.
  2. Steigendes Volumen unter einem gleichbleibenden Preis.
    Der Markt hat ein distributives Verhalten. Eine spätere Marktumkehr wird vorbereitet.
  3. Ein schwaches Volumen und ein müder Kursfortschritt.
    Ein geringes Angebot trifft auf eine geringe Nachfrage. Der Markt ist gekennzeichnet durch technische Fehlsignale, und schnelle unbedeutende Umkehrmuster.

Das Grundprinzip der Börse ist, dass sich Kurse entsprechend dem Angebot und der Nachfrage bewegen. Das kann man auch auf das Volumen übertragen: Die Nachfrage steigt, in dem mehr Volumen in die Aufwärtsbewegung kommt, und das Angebot steigt, wenn mehr Volumen in die Abwärtsbewegung kommt.
In einem Aufwärtstrend gibt es schwache Widerstände aber starke Unterstützungen. Es ein weiterer Grund, warum Sie in jeder Analyse eine Trendbestimmung vornehmen sollten. Sie erhöhen damit die Wahrscheinlichkeit für ein Gewinn-Trade.

Kurswellen mit dem Volumen interpretieren und Divergenzen erkennen

Im nachfolgenden Chart sind die Hochs und die Tiefs mit Trendlinien verbunden. Zum Vergleich sind auch die Hochs und Tiefs des OBV-Indikators (On-Balance-Volume) verknüpft. Aus der Neigung der Trendlinien, ist die Stärke bzw. Schwäche eine Kurswelle zu erkennen.
b1-divergenzen-zum-obv
Bild 1: DAX-Tages-Chart mit gekennzeichneten Hoch und Tiefs. Als Indikator ist der OBV (On-Balance-Volume) aufgeführt. Sowohl im Chart als auch im OBV ist ein MA50 eingezeichnet.

Beispiel für eine bullishe Divergenz:

Der Kursverlauf zwischen Hoch 4 und Hoch 5 zeigt eine annähernd waagrechte Trendlinie. Somit besitzen beide Hochs ähnliche Kurshöhen. Im Vergleich dazu gibt es eine klare Divergenz zwischen den Hochs H4 und H5 beim OBV-Indikator. Die verbindende Trendlinie ist steil nach oben gerichtet. Das bedeutet die Kurswelle von L3 bis H5 führte sehr viel Volumen. Es ist anzunehmen, dass sehr viele Käufer in den Markt aktiv waren. Es entsteht ein starkes Long-Signal.

Die relative Höhe des Volumens mit dem VMA bestimmen

Die Volumen-Analyse eignet sich vorzüglich für das kurzfristige Trading. Eine Kurswelle baut sich aus einzelnen Candlesticks zusammen. Eine einzelne Candlestick ist weniger aussagekräftig. Bedeutender sind Formationen mit zwei oder mehr Candlesticks. In Kombination mit dem Handelsvolumen lassen sich starke und schwache Welle diagnostizieren.
Als hilfreich hat sich ein kurzfristiger Moving Average des Volumens (VMA) herausgestellt. So ist es möglich starkes und schwaches Handelsvolumen in Kurswellen zu unterscheiden.
Der VMA-Indikator sollte dabei schnell, aber nicht zu zittrig eingestellt werden. Ein gutes Beispiel bietet folgende Formel.
VMA= EMA(EMA(Vol,3),3)
EMA = Exponential Moving Average
dax-wochen-chart-mit-vma
Bild 2 : DAX im Wochen-Chart
Im oberen Chart ist der DAX mit Hilfe des Volumens in Kurswellen unterteilt. Die wichtigsten Merkmale kommen vom VMA. Es ist empfehlenswert, eine möglichst gerade Aufwärts- oder Abwärtslinie des VMA unter die Lupe zu nehmen. In den meisten Fällen sind vier bis sechs Candlesticks von einer geraden VMA-Linie betroffen. Schauen Sie also zuerst auf die Bewegung des VMA, und danach erst auf den Kurs-Chart. Fragen Sie sich: Was hat der Kurs gemacht, als der VMA angestiegen bzw. gefallen ist? Die Vorgehensweise erlaubt Ihnen einen tieferen Einblick in die Marktsituation und Zusammensetzung der Bullen und Bären.
Im Chart sind sechs Situationen gekennzeichnet:

  • Es gab eine starke Abwärtswelle (1) mit ansteigendem Volumen. Der Kurs fiel so weit, bis das Volumen exzessiv wurde. Der Volumenanstieg ist ein Zeichen dafür, dass mit den tieferen Kursen immer mehr Verkäufer im Markt agierten. Der Kurs fiel so lange, bis die Bären erschöpft waren.
  • Beim zweiten Beispiel gab es einen Anstieg über vier extreme Candlesticks (2). Anschließend hätte es ebenso zu einer Umkehr mit fallenden Kursen kommen können. Das Volumen war jedoch zu keinem Zeitpunkt exzessiv. Daher nutzten die Bullen die unklare Lage, und ergriffen die Initiative. Das Resultat war ein weiterer Kursanstieg.
  • Die Kurse stiegen unter fallendem Volumen (3). Das war keine nachhaltige Kursbewegung. So kam es zur Erschöpfung der Bullen und fallenden Kursen.
  • Das vierte Beispiel ist identisch zum Beispiel (1). Fallende Kurse mit ansteigendem Volumen führen irgendwann zum Ausverkauf und zur Kursumkehr (4).
  • Das Beispiel (5) zeigt eine innere Zerrissenheit des Marktes. Die Bullen und Bären kämpften miteinander. Es kam zu einem hohen Volumen ohne Kursfortschritt und damit zu einem Punkt der Neufindung. In diesem Fall gewannen kurzfristig die Bullen.
  • Nach Punkt (5) hat sich der Markt für steigende Kurse entschieden (6). Der Anstieg der Kurse fiel allerdings genau in die Urlaubszeit vieler Fonds-Manager. Daraus ergab sich die bearishe Kombination aus steigenden Kursen und fallendem Volumen.

 

Was Sie bei der Volumen-Analyse beachten sollten

Die vorgestellten Analyseinstrumente dürfen nicht als „ultima ratio“ verstanden werden. Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten und Ansätze, um Kurse und Volumen miteinander zu verbinden. Gegenüber den meisten anderen Indikatoren, die ein nachlaufendes Verhalten zeigen, erlauben Ihnen Volumenindikatoren einen kleinen Blick in die Zukunft. Der Blick ist zwar „neblig“ aber immerhin möglich.
Wenn man die Börse mit einem Auto vergleicht, dann kann das Auto beschleunigen oder bremsen. Jedes Auto benötigt Kraftstoff (Energie) für die Bewegung. Das Volumen kann mit dem Kraftstoff verglichen werden, der einen Motor antreibt. Wenn der Kraftstoff geringer wird, dann wird auch das Auto langsamer. Damit sich das Auto vorwärtsbewegt, muss der Druck auf das Gaspedal zunehmen. Treten Sie allerdings das Pedal voll durch, dann überhitzt sich der Motor, und es kommt zu einem Leistungsabfall. Etwas Ähnliches passiert, wenn der Markt exzessives Volumen zeigt.
Trading mit GDL