Flat Base – Ein Muster mit Trefferquote

Oktober 24, 2018 8:00 am

Eines der zuverlässigsten Muster der Technischen Analyse

Die meisten Trader konzentrieren sich auf Trends. In diesem Zusammenhang gibt es bestimmte Kursmuster, die besonders erfolgreich sind. Eines davon nennt sich „Flat Base“. Grundsätzlich ist die Flat Base eine einfache Korrekturformation. Bekannte Trader, wie zum Beispiel William O`Neil und Thomas N. Bulkowski, haben dieses Muster eingehend untersucht, und bestimmte Handelsregeln erstellt. In diesem Zusammenhang ist besonders Bulkowski`s Untersuchung interessant, denn er geht wissenschaftlich an das Thema heran, und gibt genaue Auskünfte zur statistischen Auswertung. Nach seiner Auswertung gibt es eine Fehlerrate der Flat Base von unter 4 %. Das bedeutet, es handelt sich um ein extrem zuverlässiges Kursmuster.
Eine statistische Auswertung des Musters ist nicht ganz einfach. Alles hängt von den Kriterien ab, wie das Muster definiert wird, und welche Kursziele man ansetzt. Deshalb sind Vergleiche nicht immer gerechtfertigt. Sowohl Bulkowski als auch O`Neil gehen von einer Bodenformation oder Gipfelformation aus. Für Bulkowski ist die Flat Base ein Muster, das sich in ein Gesamtbild eines Turnarounds einordnet. Diese Definition weicht von einer Trendformation ab, und ist daher für diesen Beitrag nicht zutreffend.

Flat Base als Formation innerhalb eines Trends

Die hier besprochene Flat Base ist eine Formation innerhalb eines Trends oder eines kurzfristigen starken Momentums. Sie entsteht als Korrekturformation, und die Ausgangsbasis ist immer eine starke Welle zuvor. Anschließend gibt es die Korrektur (Flat Base), die kaum eine Gegenbewegung erzeugt, und durch den zeitlichen Verlauf eine rechteckige Form ausbildet.
Bild: Flat Base nach einer starken Kurswelle
Bild: Flat Base nach einer starken Kurswelle

Ohne Kursdruck gibt es keine Flat Base

Die Grundlage der Flat Base ist immer eine sehr starke Kurswelle. Im oberen Bild ist es ein schneller Anstieg, der mit steigenden Kursen immer neue Käufer anzieht. Deshalb findet man eine Flat Base oftmals bei Aktien mit Turnaround. Die Aktie hatte also eine Phase in der sie nicht besonders oft von Marktteilnehmern beachtet wurde. Dann entsteht durch eine neue Faktenlage der Turnaround. Viele Marktteilnehmer bemerken es und steigen dann in den Zug mit auf. Dadurch steigt die Aktie immer mehr, und auch die Finanzanalysten bewerten die Aktie neu.
Nachdem der erste Kaufdrang befriedigt wurde, steht die Aktie fast auf der Stelle. Dabei gibt es nur wenige Verkäufer, die auf eine Gewinnmitnahme setzen. Sie glauben das Kurspotenzial ist noch nicht ausgeschöpft. So bildet sich dann eine schmale rechteckige Handelsformation.

Flat Base enthält keine typische Fibonacci-Korrektur

Fibonacci Trader schauen immer auf das Retracement der Korrekturbewegung. Meistens kommt es zu einer Wiederaufnahme des Trends, wenn die Kurskorrektur zwischen 38 und 61% betrug. Bei der Flat Base ist das so gut wie nie der Fall. Die Korrektur reicht selten an die 38% heran. Es muss noch nicht einmal die Mindestkorrektur von 23 % erreicht werden.

Bildung der Flat Base

In der Zeit der Formationsausbildung bleibt der Kurs in seiner Handelsspanne fast waagerecht und das Handelsvolumen nimmt mit der Zeit leicht ab. Hierbei muss man aber genau hinsehen, denn der Kurs läuft in einem engen Kurskanal. Der Markt beruhigt sich nach seinem Kaufdrang und die sollte Volatilität nimmt ebenfalls ab. Darin ist zu erkennen, dass die unruhigen Trader nicht mehr im Markt aktiv sind.
Sobald der Kurs ein neues Hoch erreicht, bricht neuer Kaufdrang aus. In einer gierigen Manier versuchen nun die Ausbruchs-Trader und Trendtrader sich der neuen Bewegung anzuschließen. Der Startschuss wird mit dem Ausbruch und dem erhöhtem Handelsvolumen angezeigt. Mit dem Ausbruch steigt natürlich auch die Volatilität an.

Der Einstieg nach der Flat Base

Der Einstieg in den Trade sollte bei einer Flat Base gut überlegt werden. Weil sich der Kurs in der engen Handelsspanne bewegt, sind ein zufälliges neues Hoch und der Rückfall in die alte Formation leicht möglich. Viele Trader nutzen bei einem Long-Trade gerne eine Buy-Stop-Order. Hierbei wird die Long-Position erst dann eröffnet, wenn der Kurs ein bestimmtes Niveau erreicht hat, und dieses liegt natürlich über dem alten Hoch. Der Vorteil der Order lässt sich mit dem erzwungenen Einstieg erklären. Der Trader muss nicht fortlaufend den Kurs beobachten, und kann währenddessen andere lukrative Marktsituationen suchen. Ist die Order ausgelöst, dann bemerkt es der Trader über seinen Broker.
Bild: FDAX mit zweimaliger Flat Base im September und Oktober 2017
Bild: FDAX mit zweimaliger Flat Base im September und Oktober 2017

Ein guter Indikator ist der Zeitpunkt des Ausbruchs

Sieht man sich die einzelnen Flat Base-Muster in verschiedenen Märkten an, dann fällt ein häufiger Ausbruchszeitpunkt auf. Vielleicht ist der Ausbruchszeitpunkt sogar der wichtigste Indikator. Um diesen Zeitpunkt zu ermitteln, muss die vorherige Kurswelle als zeitlicher Maßstab verwendet werden.
Mit Hilfe der Fibonacci-Zeitzonen lassen sich erfolgreicher Ausbruchsversuche zwischen 38 und 61 % entdecken.
Bild: Mit Hilfe der Fibonacci-Zeitzonen lassen sich erfolgreicher Ausbruchsversuche zwischen 38 und 61 % entdecken.

Die potenziellen Käufer halten es nicht mehr aus

Jede gute Chart-Software enthält das Grafiktool Fibonacci Time Extension. Hierbei werden von der Ausgangswelle der Startpunkt und der Endpunkt ermittelt. Es ist die zeitliche Länge der Ausgangswelle und entspricht 100%. Das „perfekte“ Ende der Flat Base ergibt sich zwischen 38 und 61 % der zeitlichen Länge der Ausgangswelle (siehe oberes Bild).

Deshalb funktioniert die Fibonacci Time Extension

Was wir hier vorfinden ist ein psychologisches Phänomen. Wenn die Trader die starke Aufwärtswelle sehen, wollen Sie bei der nächsten Welle mit dabei sein. Sie beobachten also die Flat Base und warten. Das Warten ist eine psychologische Belastung. Sie wirkt am Anfang nur minimal, doch je länger der Ausbruch auf sich warten lässt, desto stärker wird die Neigung zum Handeln. Die Marktteilnehmer verlieren in der zeitlichen Nähe um 50% die Geduld und kaufen die Aktie. Dadurch verschiebt sich der Kurs immer weiter zum Ausbruchshoch hin, und dann springen auch andere Marktteilnehmer auf den Zug auf. Das Ergebnis ist die neue beschleunigte Kursbewegung.

Gute Testresultate bestätigen das Flat Base

Ein Chartmuster einem Backtest zu unterziehen, ist nicht immer einfach, weil die Definition und die programmtechnische Umsetzung kompliziert ist. Ich habe dazu, auf einfache Mittel zurückgegriffen:

  • Die Konsolidierungsphase muss optisch eine fast waagerechte Form besitzen (rechteckig)
  • Das Retracement muss kleiner als 38 % sein.
  • Den Erfolg des Musters wird nach fünf Candlesticks entschieden. Steht der Kurs über dem Ausbruchsniveau, dann war es ein erfolgreicher Trade. Steht der Kurs darunter war es ein Fehl-Trade.

Fazit: Das Ergebnis des nicht-wissenschaftlichen Feldversuches war überzeugend. Die Trefferquote nach 100 Trades lag für das Flat Base bei 80%.