Minizinsen machen Versicherungen das Leben schwer

Mai 13, 2015 5:00 pm

Minizinsen belasten Anleger, Banken und Versicherungen immer mehr. Daher nimmt die BaFin nun Versicherungen und kleine Banken Unternehmen genauer unter die Lupe. Derzeit stehen die Versicherer unter besonderem Druck.

BaFin schreitet wegen Minizinsen ein

Aktuell untersucht die BaFin die Versicherer, ein Stresstest für Banken wurde angekündigt. Der neue BaFin-Chef Felix Hufeld sagte, dass die deutschen Versicherer die verschärften europäischen Kapitalanforderungen im Rahmen der Solvency-II-Richtlinie nur mit großen Bemühungen erreichen werden. Die neuen Regeln sollen bis 2016 umgesetzt werden. Unter anderem müssen die Versicherungen nun mehr Eigenkapital aufbringen. Das Problem ist, dass die Erträge der Kapitalanlagen schneller zurück gehen, als die Zinsen, die den Kunden garantiert wurden. Das wirft die Frage auf, ob den deutschen Lebensversicherungen eine Welle von Insolvenzen droht.
Daher stehen die Versicherer derzeit unter besonderer Kontrolle der BaFin. Wenn die Zinsen weiterhin niedrig bleiben, werden mehr Unternehmen unter verschärfte Aufsicht gestellt. Derzeit sind nach Ansicht von Hufeld mehr als zehn Versicherer betroffen. Er warnte aber gleichzeitig vor Spekulationen über Insolvenzen und betont, dass die Branche als Gesamtes widerstandsfähig ist. Dies gelte aber nicht für einzelne Unternehmen.
Die BaFin hat nun zunächst die Versicherer aufgefordert, bis zum 3. Juni ihre wichtigsten Solvency-II-Kennzahlen unter den Marktbedingungen, die Ende 2014 herrschten, vorzulegen.

Umfrage bei Banken

Nach den Versicherern will die BaFin sich die Banken genauer anschauen. Geplant ist eine Niedrigzins-Umfrage unter den Banken, die die BaFin direkt beaufsichtigt. Die Umfrage wird ähnlich wie ein Stresstest. Im Gegensatz zum Stresstest der EZB im letzten Jahr kann aber keine Bank dabei durchfallen. Bei der Umfrage unter kleinen Banken sollen unterschiedliche Zinsszenarien durchgespielt werden. Außerdem sollen sogenannte „Stresseffekte“, die sich auf das Kredit- und Marktrisiko auswirken, berücksichtigt werden. Darüber hinaus werden die Banken zu ihren eigenen Planungen befragt.
Bei den Banken macht der Zinsüberschuss in der Regel etwa zwei Drittel der operativen Erträge aus. Aber nicht überall gibt es alternative Ertragsquellen.
In diesem Zusammenhang warnen die Verantwortlichen der BaFin aber auch vor Überregulierung, gerade beim Thema Verbraucherschutz. Die neuen Vorgaben sind sinnvoll, dürfen die Anbieter aber nicht durch übersteigerte administrative Vorgaben überfordern. Damit würde auch die Versorgung mit Finanzprodukten gelähmt. Den Schaden hätten dann die Verbraucher, darunter auch Marktteilnehmer, die mit Aktien und Fonds handeln.
Weiter zum Broker: www.xtb.com/deCFDs sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 77% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFDs funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Handlungsbedarf bei der Regulierung von Schattenbanken

Finanzdienstleister, die ohne Banklizenz bankähnliche Geschäfte zu betreiben, unterliegen weiterhin nicht den staatlichen Regulierungen. Felix Hufeld sieht hier Handlungsbedarf und will die Regulierung von Schattenbanken angehen. Dafür bekam er Lob von Stephan Götzl, dem Präsidenten des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB).
In den vergangenen Jahren ist das Gefälle zwischen regulären Banken und Schattenbanken größer geworden, immer mehr Geschäfte werden laut GVB in den wenig regulierten Schattensektor verlagert. Dies bedeutet auch Gefahren für Kreditnehmer und Investoren sowie für die Stabilität auf dem Finanzmarkt.
Nach Schätzungen des IWF vergeben Schattenbanken bereits jeden vierten Kredit in Europa. In den USA bedienen sie sogar die Hälfte des Kreditvolumens. Hier besteht auf jeden Fall Handlungsbedarf. Bislang agieren zu viele Schattenbanken unterhalb des Radars der Behörden. Es fehlen sogar verlässliche Daten, um die Risiken genau einschätzen zu können. Auf politischer Ebene fehlen allerdings noch klare Regeln zur Regulierung von Schattenbanken.

Neuer BaFin-Chef

Neuer Chef der BaFin Felix Hufeld , Quelle: © frank-beer.com / BaFin


Seit dem 1. März wird die BaFin von dem 53-jährigen Juristen Felix Hufeld geleitet, der zuvor bei der BaFin für Versicherungen zuständig war. Seine Vorgängerin Elke König leitet nun die europäische Behörde zur Abwicklung maroder Banken in Brüssel.
Hufeld ist kein Freund von Überregulierung. Er sagte, dass es an der Zeit sei, die verschärften Regeln, die nach der Finanzkrise aufgestellt wurden, zu überprüfen. Die Kunst ist es, die richtige Balance zu finden. Darin sieht er seine Aufgabe und die der BaFin. Angesichts der niedrigen Zinsen fordert Hufeld allerdings mehr Sparanstrengungen von den Banken.
Hufeld begann seine Karriere 1992 als Unternehmensberater bei Boston Consulting. Danach wechselte er zur Dresdner Bank, wo er von 1999 bis 2001 Leiter der weltweiten Konzernentwicklung war. Im Anschluss daran leitete er zehn Jahre das Deutschland-Geschäft des internationalen Versicherungsmaklers Marsh. Seit 2013 ist Hufeld nun bei der BaFin und leitete zunächst die Versicherungsaufsicht. Nun steht er vor der Aufgabe, die BaFin neu auszurichten, denn die EZB beaufsichtigt seit November direkt die führenden Banken im Euroraum. Die BaFin als nationale Aufsichtsbehörde ist gemeinsam mit der Bundesbank für 1600 mittlere und kleinere Banken zuständig. Dazu gehören vor allem Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken. Zudem sind Vertreter der BaFin in gemeinsamen Aufsichtsteams vertreten, die Großbanken wie die Deutsche Bank kontrollieren.