Erfolgreicher Börsenhandel mit „Markttechnik“

März 13, 2017 8:00 am

[marker color=“#34aa6f“] Ein neuer Hype der Technischen Analyse [/marker]

Seit einigen Jahren gibt es einen Begriff, der bei vielen Analysten durchaus Begeisterungstürme erzeugt. Es ist die Markttechnik. Grundsätzlich ist die Markttechnik ein Teil der Technischen Analyse. Anwender verfolgen das Ziel, die Richtung und die Trendstärke einer Kursbewegung zu bestimmen.

Markttechnik ist nicht Chart-Technik

Bei der Chart-Technik geht es darum anhand eines Kursverlaufes typische Formationen zu identifizieren, und darauf basierende Handelssignale zu generieren. Beispielhaft wären Dreiecke, Flaggen und mehr zu nennen. Der Chart-Techniker baut Trendkanäle, und bestimmt so die Trendrichtung und die Trendstärke. Markttechniker kritisieren oft die willkürliche Vorgehensweise des Chart-Technikers. Ihnen stört die Subjektivität und Fehleranfälligkeit bei der Analyse.
Für Markttechniker sind Standard-Kursformationen sekundär. Ihr Ansatz ist wissenschaftlicher und mit mehr Statistik unterstützt. Daher benutzt ein Markttechniker auch gerne mathematische Indikatoren, weil der Interpretationsspielraum kleiner ist.
 

Grundlagen der Markttechnik

Wenn Markttechniker ihre Theorie erklären, dann fangen sie meist mit dem Orderbuch an. Schließlich ist die Börse und das dazugehörige Orderbuch die Basis für die Entstehung eines Kursverlaufes. In diesem Beitrag möchte ich Sie allerdings nicht mit dem Orderbuch langweilen, denn die Kursentstehung ist für alle Bereiche der Technischen Analyse wichtig. Die Markttechnik kann das Orderbuch nicht allein für sich beanspruchen. Alles was man wissen muss, ist die Tatsache, dass bei zunehmender Nachfrage der Kurs steigt, und umgedreht bei zunehmenden Angebot der Kurs fällt.
Anstieg und Korrektur mit 1-2-3-Zähltechnik
Bild 1: Anstieg und Korrektur einer Aufwärtsbewegung mit 1-2-3-Zähltechnik
Das obere Bild zeigt die typische 1-2-3-Zählweise der Markttechnik. Eine Aufwärtswelle startet am Punkt 1. Am Ende der Welle zeigt das Top den Punkt 2. Anschließend geht der Markt in eine Korrektur über. Der Punkt 3 ist das Ende der Korrektur. Anschließend läuft der Kurs nach oben und übertrifft das Top von Punkt 2.
Die Praxis sieht noch ein wenig anders aus. Während des Tradings sieht der Trader zwar, dass sich ein Top gebildet hat, doch ob es ein Punkt 2 ist, hängt von der Länge der Korrekturwelle ab. Der Zählmechanismus ändert sich sofort, wenn die Korrekturbewegung den Punkt 1 unterschreitet.
1-2-3 Markttechnik
Bild 2: Die Kursbewegung nach Punkt 2 entscheidet, ob ein Punkt 3 entsteht. Die beiden Variationen des Kursverlaufes sind in rot und in blau dargestellt.
Entweder überwindet der Kurs das Top bei Punkt 2, dann kann Punkt 3 gesetzt werden (roter Kursverlauf). Andernfalls fällt der Kurs unter dem Niveau von Punkt 1, und die Zählung muss umgedreht werden (blauer Kursverlauf).

Ein Trend ist eine Abfolge von 1-2-3-Kursmuster

Trendbildung mit 1-2-3-Zählung
Bild 3: Trendbildung mit 1-2-3-Zählung
Im oberen Bild sind die 1-2-3-Zählungen zur besseren Unterscheidung farblich abgestimmt. In einem Trend sind Punkt 3 und Punkt 1 identisch.
Die 1-2-3-Zählung zeigt die Stabilität des Trends. Sie setzt sich so lange fort bis es zu einem Trendbruch kommt.
Trendbruch mit 1-2-3-Zählung
Bild 4: Trendbruch mit 1-2-3-Zählung
Der Pfeil im Bild zeigt den Zeitpunkt, wann der Trend gebrochen wird. Zu diesem Zeitpunkt dreht sich die Zählmethodik um. Das Top wird somit der Ausgangpunkt für die Abwärtsbewegung (rote Zählung).

Die Trading-Praxis mit der Markttechnik

Die meisten Markttechniker nutzen die Zählung, um auch ihre Stopps zu setzen. In einem Aufwärtstrend entsteht so ein Trailing-Stop. Das bedeutet, der Stoppkurs wird im Fall eines Aufwärtstrends in Abhängigkeit von der Zählung nachgezogen.
Trailing-Stop auf Basis der 1-2-3-Zählung
Bild 5: Trailing-Stop auf Basis der 1-2-3-Zählung
Sobald der Kurspunkt 2 überschritten wird, entsteht ein neuer Punkt 3. Jeder Punkt 3 kann in einem Aufwärtstrend als neuer Stoppkurs benutzt werden. Dadurch ergibt sich ein nachgezogener Stopp (Trailing-Stop).
Die Anzahl der Markttechniker hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen. Weil viele Trader ihren Stoppkurs auf Punkt 3 setzen, kann man sich leicht vorstellen, was passiert, wenn es zum Bruch des Aufwärtstrends kommt. Nicht selten wird eine große Anzahl an Stopp-Orders ausgelöst. Der Kurs rutscht dann ruckartig nach unten.
Wer immer seinen Stoppkurs nach der puren Markttechnik setzt, könnte sich damit einen Nachteil einhandeln. In einem kleinen Rahmen lassen sich Kurse von großen Marktteilnehmer durchaus beeinflussen. Sobald der Kurs in die Nähe eines Punkt 3 kommt, könnte ein großer Marktteilnehmer auf die Idee kommen, mit einer Verkaufs-Order die Stopps unterhalb von Punkt 3 auszulösen, um anschließend mit günstigen Einstiegskursen den Markt wieder über Punkt 3 zu heben. Das wäre ein Abfischen von Stopp-Orders. Es muss allerdings betont werden, dass das nur ein Gedankenspiel ist. Nicht jeder Punkt 3 muss ein Punkt der Manipulation sein.

Der typische Trend-Einstieg mit der Markttechnik

Bei der strengen Auslegung der 1-2-3-Zählsystematik gibt es im Prinzip nur einen einzigen Einstiegspunkt im Trend. Der Einstieg muss beim Überwinden des Punkt 2 kommen. Nur dann kann auch Punkt 3 festgelegt werden, und der Trader weiß, dass er sich trendkonform verhält.
Risiko Markttechnik
Bild 6: Der typische Long-Einstieg mit Markttechnik und das resultierende Risiko.
Mit dem trendkonformen Einstieg an Punkt 2, lässt sich genau das Risiko berechnen. Es ist die Kursdifferenz aus Punkt 2 und Punkt 3. Mit der Vorgehensweise ist ein systematisches Money-und Risiko-Management möglich. Das ist ein Vorteil gegenüber Ausstiegspunkten, die auf geglätteten Indikatoren oder „mentalen“ Stopps basieren.
Der Punkt 2 bildet stets ein wichtiges Kursniveau im Chart. Außerdem setzen Trader mit Short-Positionen dort gerne ihre Stopp-Orders. Mit Erreichen von Punkt 2 wird die Short-Position geschlossen. Aggressive Trader gehen gleichzeitig die umgedrehte Position ein, weil sie ihren Fehler korrigieren wollen. Es werden also sehr viele Handelsentscheidungen an der Stelle getroffen. Nicht immer läuft der Markt sofort aufwärts. Pendelbewegungen am Punkt 2 sind nicht ungewöhnlich. Als Trader sollte man nicht nervös werden. Besser ist es, dem Markt Zeit zu geben, damit er sich orientieren kann. Mit der Wahl des Ausstiegspunkts bei Punkt 3 hat eine Long-Position genügend Platz, um auch einen kurzfristigen entgegengesetzten Kursausschlag auszuhalten.

Die Grundthese des Markttechnikers

Als Markttechniker sollte man immer versuchen sich in Trendrichtung zu positionieren. Per Definition ist ein Markttechniker langfristig ausgerichtet. Das bedeutet allerdings nicht, dass er zwangsläufig ein Investor sein muss. Nehmen wir zum Beispiel einen 5-Minuten-Chart als Handelsgrundlage. Wenn eine Position auf Basis dieses Charts über mehrere Stunden gehalten wird, dann ist die Ausrichtung relativ langfristig.
Tages-Chart des DAX mit 1-2-3-Zähltechnik
Bild 7: Tages-Chart des DAX mit 1-2-3-Zähltechnik
Der obere Chart zeigt den DAX im Tages-Modus. Zur optischen Abgrenzung wurde ein Zick-Zack-Indikator hinzugefügt, der bei 2%-Kursveränderung eine Richtungsumkehr vollzieht. Wie man an diesem Bild sieht, gibt es relativ viele Umkehrbewegungen. Für den Markttechniker ist es wichtig, den Überblick zu behalten. Das „Chart-Auge“ sollte so trainiert werden, dass der übergeordnete Trend im Fokus bleibt. Standardfrage: Wo befindet sich der Kurs im langfristigen Zusammenhang? Mit der Fragestellung lassen sich viele Fehlsignale vermeiden.
Die 1-2-3-Zählmechanik kann ein Trader in allen Zeitebenen umsetzen. Jeder Chart lässt sich in unendlich viele Teilsegmente zerlegen (Fraktale). Je detailverliebter der Trader ist, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass er den Überblick verliert. „Er sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.“ Das gilt es zu beachten.
Gute Trader warten auf handelbare Marktphasen, und interpretieren nicht jedes „Kurszucken“. Hat der Trader einen Punkt 2 identifiziert, ist es sinnvoll, nicht sofort eine Einstiegsorder zu platzieren. Besser ist es, den Blick zunächst auf die höhere Zeitebene zu richten. Wenn die höhere Zeitebene die gleiche Trendrichtung vorgibt, dann steigt damit die Wahrscheinlichkeit des Trading-Erfolgs.
Trading mit GDL